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Der Sieg Der Liebe

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    Die Jünger Schlafen

    Mit mühevoller Anstrengung erhob er sich und taumelte zu dem Platz, wo er seine Getreuen zurückgelassen hatte. Aber er »fand sie schlafend« (Matthäus 26,40b). Wie hätte es ihm geholfen, wenn er sie betend vorgefunden hätte! Hätten sie Zuflucht bei Gott gesucht, um nicht von satanischen Mächten überwältigt zu werden, wäre er durch ihren standhaften Glauben getröstet worden. Doch sie hatten seine mehrmalige Ermahnung: »Wachet und betet!« (Matthäus 26,41a) nicht beherzigt. Zuerst waren sie sehr darüber bekümmert gewesen, ihren Meister, der sonst so ruhig und würdevoll auftrat, mit einem Leid ringen zu sehen, das jegliches Fassungsvermögen überstieg. Sie hatten gebetet, als sie die lauten, qualvollen Rufe des Leidenden hörten. Es war nicht ihre Absicht, ihren Herrn im Stich zu lassen, doch sie waren wie gelähmt. Diese Benommenheit hätten sie abschütteln können, wenn sie beständig im Gebet mit Gott verbunden gewesen wären. So aber erkannten sie nicht die Notwendigkeit der Wachsamkeit und des ernstlichen Betens, um der Versuchung widerstehen zu können.SDL 671.2

    Kurz bevor Jesus seine Schritte zum Garten lenkte, hatte er zu seinen Jüngern gesagt: »Heute Nacht werdet ihr euch alle von mir abwenden.« (Matthäus 26,31a NGÜ) Die Jünger hatten ihm mit allem Nachdruck versichert, dass sie mit ihm ins Gefängnis und in den Tod gehen würden. Und der bedauernswerte, selbstbewusste Petrus hatte hinzugefügt: »Und wenn alle sich von dir abwenden - ich niemals!« (Matthäus 26,33 NGÜ) Doch die Jünger vertrauten auf sich selbst. Sie blickten nicht auf den mächtigen Helfer, wie Christus ihnen geraten hatte. Deshalb fand er sie schlafend, als er ihrer Anteilnahme und Gebete am meisten bedurfte. Selbst Petrus schlief.SDL 671.3

    Auch Johannes, der liebevolle Jünger, der sich an die Brust von Jesus gelehnt hatte, war eingeschlafen. Gewiss, die Liebe zu seinem Meister hätte ihn wach halten sollen. Seine ernsten Gebete hätten sich mit denen seines geliebten Erlösers zur Zeit der äußersten Leiden verbinden sollen. Christus hatte in langen, einsamen Nächten für seine Jünger gebetet, dass ihr Glaube nicht aufhören möge. Hätte er jetzt an Jakobus und Johannes die Frage gerichtet, die er ihnen einmal gestellt hatte: »Könnt ihr auch aus dem bitteren Leidenskelch trinken, den ich trinken werde?« (Matthäus 20,22b NLB), hätten sie es nicht gewagt, noch einmal zu antworten: »Ja, das können wir.« (Matthäus 20,22c)SDL 672.1

    Die Jünger erwachten, als sie die Stimme von Jesus vernahmen, doch sie erkannten ihn kaum, so sehr hatte die Qual sein Angesicht verändert. Jesus wandte sich an Petrus und fragte ihn: »Simon, du schläfst? Konntest du nicht einmal eine einzige Stunde wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.« (Markus 14,37b.38 NGÜ) Die Schwachheit seiner Jünger weckte das Mitgefühl von Jesus. Er befürchtete, dass sie die Prüfung, die durch den Verrat an ihm und durch seinen Tod über sie kommen würde, nicht bestehen könnten. Er tadelte sie nicht, sondern sagte: »Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!« Selbst in seinem schweren Todeskampf suchte er ihre Schwachheit zu entschuldigen. »Der Geist ist willig«, sagte er, »aber die menschliche Natur ist schwach.«SDL 672.2

    Erneut wurde der Sohn Gottes von übermenschlicher Qual ergriffen. Völlig entkräftet und beinahe ohnmächtig taumelte er an seinen Platz zurück. Seine Qual wurde noch größer als zuvor, und in der Todesangst seiner Seele fiel sein Schweiß wie große Blutstropfen auf die Erde (vgl. Lukas 22,44). Die Zypressen und Palmen waren stille Zeugen seines Ringens. Von ihren blätterreichen Zweigen fielen schwere Tautropfen auf seine Gestalt, so als würde die Natur über ihren Schöpfer weinen, der einsam mit den Mächten der Finsternis kämpfte.SDL 672.3

    Noch kurz zuvor war Jesus wie eine mächtige Zeder dagestanden und hatte dem Sturm des Widerstands, der sich wütend gegen ihn erhob, getrotzt. Sture Menschen und gottlose, verschlagene Herzen hatten vergeblich versucht, ihn zu verwirren und zu überwältigen. In göttlicher Majestät als Sohn Gottes war er unbeugsam stehen geblieben. Jetzt aber glich er einem Schilfrohr, das vom wütenden Sturm gepeitscht und niedergedrückt wurde. Er war der Vollendung seiner Aufgabe wie ein Held entgegengegangen. Mit jedem Schritt errang er einen Sieg über die Mächte der Finsternis. Als einer, der bereits verherrlicht war, hatte er die Einheit mit Gott beansprucht. Mit fester Stimme hatte er seine Loblieder erklingen lassen und seine Jünger ermutigt und getröstet. Doch jetzt war die Stunde der Macht der Finsternis über ihn hereingebrochen. Nun war seine Stimme in der stillen Abendluft zu hören, nicht in Klängen des Triumphs, sondern voller menschlicher Qual. Die Worte des Erlösers drangen an die Ohren der schlaftrunkenen Jünger: »Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann geschehe dein Wille!« (Matthäus 26,42 GNB)SDL 672.4

    Der erste Gedanke der Jünger war, zu ihm hinzugehen, doch der Herr hatte ihnen geboten, an ihrem Platz zu bleiben, zu wachen und zu beten. Als Christus erneut zu ihnen kam, fand er sie »abermals schlafend« (Markus 14,40a). Wieder hatte er sich nach seinen Jüngern gesehnt, nach einigen Worten von ihnen, die ihn entlasten und den Bann der Finsternis, der ihn beinahe überwältigte, brechen würden. Doch »sie konnten die Augen vor Müdigkeit nicht offen halten und wussten nicht, was sie ihm antworten sollten« (Markus 14,40b NGÜ). Seine Anwesenheit weckte sie auf. Sie blickten in sein Angesicht, das vom blutigen Schweiß seines Todeskampfes gekennzeichnet war, und fürchteten sich. Sie konnten seine inneren Qualen nicht verstehen. »So entstellt war sein Aussehen, mehr als das irgendeines Mannes, und seine Gestalt mehr als die der Menschenkinder.« (Jesaja 52,14b Elb.)SDL 673.1

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