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Der Sieg Der Liebe

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    Herr, Wärst Du Hier Gewesen!

    Jesus widmete sich auf dem Weg nach Betanien wie gewohnt den Kranken und Notleidenden. Als er das Dorf erreichte, sandte er einen Boten zu den Schwestern, um ihnen seine Ankunft mitzuteilen. Er betrat das Haus nicht sofort, sondern verweilte zuerst an einem stillen Platz, etwas abseits vom Weg. Die große äußerliche Bekundung von Trauer, welche die Juden beim Tod von Freunden oder Verwandten an den Tag legten, stand nicht im Einklang mit dem Geist von Christus. Jesus hörte das Jammern der angeheuerten Klagefrauen und wollte den beiden Schwestern nicht in diesem Trubel begegnen. Unter den Trauernden befanden sich Familienangehörige, von denen einige hohe, verantwortungsvolle Ämter in Jerusalem bekleideten. Einige von ihnen gehörten zu den erbittertsten Feinden von Jesus. Christus kannte ihre Absichten. Darum gab er sich nicht gleich zu erkennen.SDL 511.3

    Der Bote überbrachte Marta die Nachricht so unauffällig, dass niemand im Raum etwas davon bemerkte. Maria - ganz in ihre Trauer versunken - hörte die Worte nicht. Marta stand sofort auf und ging hinaus - ihrem Herrn entgegen. In der Annahme, ihre Schwester gehe zum Grab ihres Bruders, blieb Maria tief bekümmert sitzen und rührte sich nicht.SDL 512.1

    Marta eilte auf Jesus zu. Ihr Herz war aufgewühlt, und zwiespältige Gefühle bemächtigten sich ihrer. In seinem ausdrucksvollen Gesicht erkannte sie wie stets zuvor dasselbe Mitgefühl und dieselbe Liebe. Ihr Vertrauen zu ihm war ungebrochen. Doch gleichzeitig dachte sie an ihren innig geliebten Bruder, den Jesus auch geliebt hatte. Ihr Herz war von Schmerz erfüllt, weil Christus nicht früher gekommen war. Aber in der Hoffnung, dass er auch jetzt noch etwas tun werde, um sie zu trösten, sagte sie: »Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.« (Johannes 11,21) Immer wieder, mitten im großen Lärm der wehklagenden Frauen, hatten die Schwestern diese Worte wiederholt.SDL 512.2

    Mit menschlichem und göttlichem Erbarmen blickte Jesus in das traurige, von Kummer gezeichnete Gesicht Martas. Sie wollte das Vergangene nicht noch einmal erzählen. Sie brachte das Geschehene mit den herzergreifenden Worten »Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben« zum Ausdruck. Und während sie in sein liebevolles Gesicht blickte, fügte sie hinzu: »Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.« (Johannes 11,21.22)SDL 512.3

    Jesus ermutigte sie im Glauben und antwortete: »Dein Bruder wird auferstehen.« (Johannes 11,23) Es war nicht seine Absicht, mit dieser Antwort die Hoffnung auf eine sofortige Veränderung zu wecken. Er lenkte ihre Gedanken über eine gegenwärtige Wiederherstellung ihres Bruders hinaus auf die zukünftige Auferstehung der Gerechten. Er tat dies, damit sie in der Auferweckung von Lazarus eine Zusicherung für die Auferstehung aller gläubigen Toten sehen konnten. Und sie sollte die Gewissheit erhalten, dass dies durch seine Macht geschehen werde.SDL 512.4

    Marta antwortete: »Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.« (Johannes 11,24)SDL 512.5

    Jesus versuchte noch immer, ihren Glauben in die richtigen Bahnen zu lenken, und sagte: »Ich bin die Auferstehung und das Leben.« (Johannes 11,25a) In Christus ist ursprüngliches, nicht verliehenes, sondern ureigenes Leben. »Wer den Sohn hat, der hat das Leben.« (1. Johannes 5,12a) Die Gottheit von Christus bedeutet für den Gläubigen die Gewissheit des ewigen Lebens. »Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?« (Johannes 11,25b.26) Christus schaute hier voraus auf die Zeit seines zweiten Kommens. Dann werden die gerechten Toten »auferweckt in Unvergänglichkeit« (1. Korinther 15,42b Elb.), und die lebenden Gerechten werden, ohne zu sterben, verwandelt und in den Himmel aufgenommen werden. Das Wunder, das Christus mit der Auferweckung von Lazarus vollbringen wollte, war ein Sinnbild für die Auferstehung aller Gerechten. Durch sein Wort und sein Wirken erklärte er sich selbst zum Urheber der Auferstehung. Er, der bald selbst am Kreuz sterben sollte, stand nun da, mit den Schlüsseln des Todes in der Hand, als Überwinder des Grabes, und beteuerte sein Recht und die Macht, ewiges Leben zu verleihen.SDL 512.6

    Die Frage von Jesus, »Glaubst du das?« (Johannes 11,26b), beantwortete Marta mit dem Bekenntnis: »Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.« (Johannes 11,27) Sie verstand seine Worte nicht in ihrer vollen Bedeutung, doch sie bekannte ihren Glauben an seine Göttlichkeit. Sie vertraute darauf, dass er tun konnte, was immer ihm gefiel.SDL 513.1

    »Als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.« (Johannes 11,28) Sie sprach so leise wie möglich, denn die anwesenden Priester und Obersten standen bereit, Jesus festzunehmen, sollte sich dazu eine günstige Gelegenheit bieten. Das Wehklagen der Frauen jedoch verhinderte, dass ihre Worte gehört wurden.SDL 513.2

    Kaum hatte Maria die Nachricht vernommen, erhob sie sich eilig und verließ mit erwartungsvollem Blick den Raum. Die Trauernden glaubten, sie begebe sich zum Grab, um zu weinen. Sie folgten ihr. Als Maria den Ort erreichte, wo Jesus wartete, fiel sie zu seinen Füßen nieder und sagte mit bebender Stimme: »Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.« (Johannes 11,32b) Das Wehklagen der Frauen quälte sie. Sie sehnte sich danach, von Jesus ganz persönlich ein paar beruhigende Worte zu hören, doch sie kannte den Neid und die Eifersucht auf Christus im Herzen einiger Anwesender und beherrschte sich, um ihren Schmerz nicht zu zeigen.SDL 513.3

    »Als Jesus die weinende Maria und die Leute sah, die mit ihr trauerten, erfüllten ihn Zorn und Schmerz.« (Johannes 11,33 NLB) Er konnte in die Herzen aller Versammelten sehen und erkannte, dass viele sich heuchlerisch dem Trauerzug angeschlossen hatten. Er wusste, dass einige der Gäste, die scheinheilig Anteil nahmen, schon bald seinen Tod planen würden - nicht nur den Tod des mächtigen Wundertäters, sondern auch den Tod dessen, den er nun von den Toten auferwecken wollte. Christus hätte sie entlarven und ihre gespielte Trauer aufdecken können, doch er hielt seinen gerechten Zorn zurück. Die Worte, die er wahrheitsgemäß hätte aussprechen können, kamen nicht über seine Lippen, weil ein geliebter Mensch in seinem ganzen Schmerz vor ihm kniete und wahrhaft an ihn glaubte.SDL 513.4

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