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Der Sieg Der Liebe

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    Christus In Der Finsternis

    Nun starb der Herr der Herrlichkeit als Lösegeld für die Menschheit. Während er sein kostbares Leben dahingab, hielt ihn keine triumphierende Freude aufrecht. Über allem lag eine bedrückende Finsternis. Doch es war nicht die Angst vor dem Tod, die auf ihm lastete. Es war weder der Schmerz noch die Schande des Kreuzes, die ihm so unbeschreibliche Qualen bereiteten. Christus war der Fürst der Leidenden, doch sein Schmerz wurde durch das Bewusstsein von der Bösartigkeit der Sünde verursacht, von dem Wissen, dass durch den Umgang mit der Sünde der Mensch für deren Abscheulichkeit blind geworden war. Christus sah, wie tief das Böse im menschlichen Herzen verwurzelt ist und wie wenige bereit sind, mit dessen teuflischer Macht zu brechen. Er wusste, dass die Menschheit ohne Gottes Hilfe untergehen wird, und er sah zahllose Menschen umkommen, obwohl sie ausreichend Hilfe hätten haben können.SDL 733.2

    Auf Christus, unseren Stellvertreter und Bürgen, wurde alle unsere Schuld geladen (vgl. Jesaja 53,6). Er wurde zu den Missetätern gezählt (vgl. Jesaja 53,12), um uns von der Verurteilung, die durch das Gesetz geschieht, zu erlösen (vgl. Galater 4,5). Die Schuld eines jeden Nachkommens von Adam lastete schwer auf seinem Herzen. Gottes Zorn über die Sünde, die schreckliche Bekundung seiner Abscheu vor der Ungerechtigkeit erfüllte das Herz seines Sohnes mit Bestürzung. Während seines ganzen Lebens hatte Jesus einer gefallenen Welt die gute Nachricht von der Gnade und der vergebenden Liebe des Vaters verkündigt. Seine Botschaft lautete: Rettung für den größten Sünder! Niedergedrückt jedoch von der schrecklichen Last der Schuld, konnte er das versöhnende Antlitz seines Vaters nicht sehen. Kein Mensch kann den Schmerz nachempfinden, der sein Herz durchdrang, als sich Gottes Angesicht in dieser Stunde höchster Not vom Erlöser abwandte. Diese Qual war so groß, dass er die körperlichen Schmerzen kaum wahrnahm.SDL 733.3

    Satan bedrückte das Herz von Jesus, indem er ihn heftig versuchte. Der Blick des Erlösers konnte die Pforten des Grabes nicht durchdringen. Nichts ließ ihn darauf hoffen, dass er als Sieger aus dem Grab hervorgehen und der Vater sein Opfer annehmen werde. Er befürchtete, die Sünde sei für Gott so abscheulich, dass sie auf ewig getrennt sein würden. Christus fühlte die Seelenqual, die der Sünder einmal verspüren wird, wenn die erlösende Gnade nicht mehr länger für die schuldige Menschheit eintritt. Es war die auf ihm ruhende Sündenlast, die den Zorn des Vaters über ihn als den Stellvertreter der Menschheit brachte und die den Leidenskelch so bitter machte, dass das Herz des Sohnes Gottes brach.SDL 734.1

    Bestürzt verfolgten die Engel den verzweifelten Todeskampf des Erlösers. Die himmlischen Heerscharen verhüllten ihr Angesicht vor diesem schrecklichen Anblick. Die unbelebte Natur trauerte um ihren geschmähten und sterbenden Schöpfer. Die Sonne hielt ihren Schein zurück, um nicht Zeugin dieses grausamen Geschehens zu sein. Noch um die Mittagszeit hatten ihre hellen Strahlen die Erde erleuchtet, doch mit einem Mal schien sie wie ausgelöscht. Vollständige Dunkelheit umhüllte - einem Leichentuch gleich - das Kreuz. »Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.« 96Nach der heutigen Stundeneinteilung von ca. 12:00 Uhr bis 15:00 Uhr. (Matthäus 27,45) Es war keine Sonnenfinsternis oder irgendeine andere Naturerscheinung, welche diese Dunkelheit verursachte, die so schwarz war wie die Mitternacht, ohne Mond und ohne Sterne. Es war ein wunderbares Zeugnis, das Gott gegeben hatte, um den Glauben der nachfolgenden Generationen zu stärken.SDL 734.2

    In dieser undurchdringlichen Dunkelheit verbarg sich Gottes Gegenwart. Er machte die Finsternis zu seinem Zelt (vgl. Psalm 18,12) und verhüllte seine Herrlichkeit vor den Augen der Menschen. Gott und seine heiligen Engel waren neben dem Kreuz. Der Vater war bei seinem Sohn. Doch seine Gegenwart wurde nicht offenbar. Hätte seine Herrlichkeit aus der Wolke hervorgeleuchtet, wäre jeder Augenzeuge vernichtet worden. In dieser schrecklichen Stunde durfte Christus nicht durch die Gegenwart des Vaters getröstet werden. Er trat die Kelter allein, und »niemand aus den Völkern war mit ihm« (vgl. Jesaja 63,3).SDL 734.3

    In dieser dichten Finsternis verhüllte Gott den letzten menschlichen Leidenskampf seines Sohnes. Alle, die Christus hatten leiden sehen, waren von seiner Göttlichkeit überzeugt worden. Wer jenes Angesicht einmal gesehen hatte, konnte es niemals mehr vergessen. Wie das Gesicht Kains seine Schuld als Mörder ausdrückte, so offenbarte das Angesicht von Jesus Unschuld, Lauterkeit und Güte - das Ebenbild Gottes. Doch seine Ankläger achteten nicht auf das Zeichen des Himmels. Während langer, qualvoller Stunden war Christus von der höhnenden Menge angestarrt worden. Doch nun wurde er gnädig von Gottes Mantel verhüllt.SDL 734.4

    Es schien, als hätte sich Grabesstille über Golgatha ausgebreitet. Unbeschreibliches Entsetzen befiel die Menge, die um das Kreuz versammelt war. Das Fluchen und Schimpfen brach mitten im Satz ab. Männer, Frauen und Kinder stürzten zu Boden. Grelle Blitze zuckten hin und wieder aus den Wolken und erleuchteten für kurze Augenblicke das Kreuz mit dem gekreuzigten Erlöser. Priester, Oberste, Schriftgelehrte, Henkersknechte und das Volk glaubten, die Stunde ihrer Vergeltung sei gekommen. Nach einer Weile flüsterten einige, Jesus werde nun vom Kreuz herabsteigen. Andere versuchten, sich auf die Brust schlagend und heulend vor Angst, sich zurück in die Stadt zu tasten.SDL 735.1

    Um drei Uhr wich die Finsternis von den Versammelten und hüllte nur noch den Erlöser ein. Sie war ein Zeichen für das Grauen und die Qual, die auf seinem Herzen lasteten. Kein Auge konnte durch die Dunkelheit schauen, die das Kreuz umgab, und niemand vermochte die noch tiefer liegende Finsternis zu durchdringen, welche die leidende Seele von Christus umhüllte. Die zornigen Blitze schienen auf ihn, der am Kreuz hing, geschleudert zu werden. Dann »schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matthäus 27,46b) Als sich die Dunkelheit um den Erlöser herum verdichtete, riefen viele Stimmen: Die Rache des Himmels lastet auf ihm! Die Blitze des göttlichen Zorns werden auf ihn geschleudert, weil er behauptete, Gottes Sohn zu sein. Viele, die an ihn glaubten, hörten seinen verzweifelten Schrei, und alle Hoffnung verließ sie. Wenn selbst Gott Jesus verlassen hatte, worauf konnten seine Nachfolger dann noch vertrauen?SDL 735.2

    Als die Finsternis die niedergedrückte Seele von Christus verließ, verspürte er wieder seine körperlichen Schmerzen und rief: »Ich habe Durst!« (Johannes 19,28b NGÜ) Ein römischer Soldat, der beim Anblick der ausgedörrten Lippen von Mitleid gerührt war, nahm einen Schwamm, steckte ihn auf einen Ysopzweig, tauchte ihn in Essig und reichte ihn Jesus. Die Priester jedoch spotteten über dessen Qualen. Als noch Finsternis die Erde bedeckte, hatten sie große Angst gehabt. Doch sobald ihr Schrecken nachließ, befürchteten sie erneut, Jesus werde ihnen doch noch entkommen. Seinen Ausruf »Eli, Eli, lama asabtani?« hatten sie falsch verstanden. Mit größter Verachtung und voller Hohn sagten sie: »Der ruft nach Elia« (Matthäus 27,47b). Die letzte Gelegenheit, seine Leiden zu lindern, lehnten sie ab und sagten: »Lass ihn in Ruhe. Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihn rettet.« (Matthäus 27,49 NLB)SDL 735.3

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